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Lippenstift ist der unangefochtene Spitzenreiter unter den dekorativen Kosmetikprodukten: 20 Prozent der Frauen gaben in der Umfrage "Beauty Atlas Deutschland 2017" an, dass er in ihrer Handtasche nicht fehlen darf. Für rund 17 Millionen deutsche Frauen gehört er fest zum Alltag. Die Zahlen sind seit Jahren stabil, Tendenz leicht steigend. Fast ein Viertel der Befragten benutzt Lippenstift täglich, 18 Prozent immerhin mehrmals pro Woche. Mit Statistiken zu Verwendung, Vorlieben und Kaufverhalten in Sachen Lippenstift könnte man ganze Magazine füllen.

Dass da auch die Werbe-Maschinerie in den sozialen Medien auf Hochtouren läuft, versteht sich fast von selbst. Mit Kussmundfotos auf Instagram und dem Videoblog morgendlicher Schminkrituale lassen die Internetstars, die sogenannten Influencer, ihre Fans am ganz persönlichen Lippenstifterlebnis teilhaben. Immer wieder sehen sie sich dabei mit dem Vorwurf der Schleichwerbung und Bestechlichkeit konfrontiert. Im harmlosesten Fall lassen sie sich von Unternehmen "nur" unentgeltliche Testprodukte zusenden. Nicht selten werden sie aber sogar dafür bezahlt, sich als reichweitenstarke Gäule vor den Werbekarren spannen zu lassen. Das auch als Werbung zu kennzeichnen, wie es der Gesetzgeber fordert, nehmen einige nicht allzu genau. 

Neben semiprofessionellen Schminktutorials und Bussi-Bildern haben die findigen Selbstdarstellerinnen längst einen weiteren Geschäftszweig ausgemacht: Sie kreieren zusammen mit einem Hersteller ihr eigenes, exklusives Produkt. So auch eine der bekanntesten deutschen Instagrammerinnen, Caro Daur: Gemeinsam mit der Kosmetikfirma MAC hatte das Social-Media-Sternchen Anfang 2017 einen Lippenstift entwickelt. Die streng limitierte Version trug passenderweise den Namen "Caro Daur" und wurde, wie sollte es anders sein, von eben dieser beworben. Ganz uneigennützig natürlich, wie in der freien Marktwirtschaft so üblich ... Im Interview mit dem Manager Magazin gab sich Daur jedenfalls gänzlich naiv und unbedarft - konkrete Nachfragen zu ihrem Geschäftsmodell blieben einfach unbeantwortet. 

Ein bekanntes Gesicht, eine limitierte Auflage, ein begrenzter Verkaufszeitraum - perfekte Zutaten, um die Begehrlichkeiten der Zielgruppe zu wecken. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Produkten sucht man in den sozialen Medien meist vergeblich. Dabei würde es sich lohnen, genauer hinzuschauen. Auch bei Lippenstiften. Wie ihre farblosen Pendants aus der Abteilung Lippenpflege (ÖKO-TEST-Magazin 1/2018) bestehen viele konventionelle Lippenstifte zu einem Großteil aus erdölbasierten Fetten. In diesen wiederum können krebserregende Bestandteile enthalten sein. Und auch die Stoffe, die dem Lippenstift seine charakteristische Farbe verleihen, sind oft nicht unbedenklich.

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